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5.4 Endliche Körper

Satz 5.37

Sei \(K\) ein endlicher Körper. Dann hat \(K\) positive Charakteristik \(p\) und die Anzahl \(q\) der Elemente von \(K\) ist eine Potenz von \(p\). Für alle \(x\in K\) gilt \(x^q= x\).

Beweis

Der Ringhomomorphismus \(\mathbb Z\to K\) kann nicht injektiv sein, weil \(K\) endlich ist. Folglich hat \(K\) positive Charakteristik \(p\). Dann ist der Primkörper von \(K\) (isomorph zu) \(\mathbb F_p\) und damit ist \(K\) ein \(\mathbb F_p\)-Vektorraum. Weil \(K\) endlich ist, ist \(K\) als \(\mathbb F_p\)-Vektorraum endlichdimensional und hat folglich \(p^{\dim _{\mathbb F_p} K}\) Elemente.

Ist \(x\in K^\times \), so teilt die Ordnung von \(x\) als Element der Gruppe \(K^\times \) die Ordnung dieser Gruppe, also \(q-1\). Das bedeutet \(x^{q-1} = 1\). Also gilt \(x^q = x\), und diese Gleichheit gilt natürlich auch für \(x=0\).

Satz 5.38

Sei \(p\) eine Primzahl. Zu jedem \(r\in \mathbb N_{{\gt} 0}\) gibt es einen Körper mit \(q:=p^r\) Elementen. Dieser Körper ist ein Zerfällungskörper des Polynoms \(X^q-X\in \mathbb F_p[X]\).

Sind \(K\), \(K'\) endliche Körper mit \(\# K = \# K'\), dann existiert ein Körperisomorphismus \(K\cong K'\).

Beweis

Sei \(\overline{\mathbb F}_p\) ein algebraischer Abschluss von \(\mathbb F_p\). Die Menge

\[ K := V(X^q-X, \overline{\mathbb F}_p) = \{ x\in \overline{\mathbb F}_p;\ x^q = x \} \]

bildet einen Teilkörper von \(\overline{\mathbb F}_p\), wie man leicht nachprüft. Es handelt sich nämlich genau um die Menge der Elemente von \(\overline{\mathbb F}_p\), die unter dem \(q\)-Frobenius-Homomorphismus \(x\mapsto x^q\) (Beispiel 3.2) auf sich selbst abgebildet werden. Vergleiche Satz 5.43.

Die Ableitung des Polynoms \(X^q-X\) ist \(-1\), also hat \(X^q-X\) nur einfache Nullstellen, und es folgt \(\# K = q\). Aus der Definition folgt auch direkt, dass \(K\) der Zerfällungskörper von \(X^q-X\) in \(\overline{\mathbb F}_p\) ist. Aus dieser Charakterisierung folgt auch die Eindeutigkeit bis auf Isomorphismus (siehe Satz 5.3).

Satz 5.39

Sei \(\overline{\mathbb F}_p\) ein algebraischer Abschluss des Körpers \(\mathbb F_p\). Für jedes \(r\in \mathbb N\) enthält \(\overline{\mathbb F}_p\) genau einen Teilkörper \(\mathbb F_{p^r}\) mit \(p^r\) Elementen und es gilt

\[ \overline{\mathbb F}_p = \bigcup _{r\ge 1} \mathbb F_{p^r}. \]

Für \(r,s\in \mathbb N\) gilt genau dann \(\mathbb F_{p^r}\subseteq \mathbb F_{p^s}\), wenn \(r\, |\, s\) gilt.

Beweis

Sei \(q = p^r\). Die Nullstellenmenge von \(X^q-X\) in \(\overline{\mathbb F}_p\) bildet einen Teilkörper mit \(q\) Elementen. Andererseits gilt für jedes Element \(x\) eines (Teil-)Körpers mit \(q\) Elementen, dass \(x^q=x\), also dass \(x\) eine Nullstelle von \(X^q-X\) ist. Das zeigt die Eindeutigkeit.

Wenn \(\mathbb F_{p^r}\subseteq \mathbb F_{p^s}\), dann ist \(\mathbb F_{p^s}\) ein endlichdimensionaler \(\mathbb F_{p^r}\)-Vektorraum, hat also Kardinalität \(p^s =p^{rd}\), wobei \(d\) die Dimension bezeichne. Ist andererseits \(r\) ein Teiler von \(s\), etwa \(s = rd\) und daher \(p^s = (p^r)^d\), und \(x\in \mathbb F_{p^r}\), dann gilt \(x^{p^s} = x^{(p^r)^d} = (\cdots (x^{p^r})^{p^r})\cdots )^{p^r} = x\), also \(x\in \mathbb F_{p^s}\). Es folgt \(\mathbb F_{p^r}\subseteq \mathbb F_{p^s}\).

Satz 5.40

Jede Erweiterung \(\left.L\middle /K\right.\) endlicher Körper ist normal und separabel.

Beweis

Weil \(L\) endlich ist, ist \(L\) als \(K\)-Vektorraum endlich erzeugt, die Erweiterung \(\left.L\middle /K\right.\) also notwendigerweise endlich. Wir haben bereits gesehen (Korollar 5.16), dass endliche Körper vollkommen sind. Ist schließlich \(\# L = q\) und \(p\) die Charakteristik von \(K\) und \(L\), dann ist \(L\) der Zerfällungskörper von \(X^q-X\in \mathbb F_p[X]\subseteq K[X]\), also ist \(L\) normal über \(K\).

Ergänzung 5.41 Anwendungen endlicher Körper

Endliche Körper sind nicht nur von theoretischem Interesse (besonders zum Beispiel in der Zahlentheorie, aber auch in der Kombinatorik), sondern spielen auch in Anwendungen eine Rolle, inbesondere in der Informatik. Einige Stichpunkte dazu sind

  • Kryptographie, zum Beispiel RSA (siehe Bemerkung LA1.4.22, Bemerkung LA1.8.58), Kryptographie mit elliptischen Kurven, siehe  [ We ] ,

  • Kodierungstheorie, siehe Kapitel LA1.12 und die dort gegebenen Verweise,

  • Linear rückgekoppelte Schieberegister (englisch: Linear Feedback Shift Register, LFSR), Pseudozufallszahlengeneratoren, siehe auch  [ ] , Beispiel 3.3.9.