13.5 Eigenwerte der Adjazenzmatrix
Zur Lösung dieses Problems untersuchen wir die Eigenwerte der Adjazenzmatrix.
Die Adjazenzmatrix \(A\) von \(K_{10}\) ist sehr einfach: Es ist die \((10\times 10)\)-Matrix mit Nullen auf der Diagonalen und Einsen in allen anderen Feldern. Wir schreiben \(J_{10}\) für die Matrix, deren Einträge sämtlich \(=1\) sind. Dann gilt also \(A = J_{10} - E_{10}\).
Wenn wir den Petersen-Graph als Teilgraph in \(K_{10}\) einbetten, so ergibt sich eine Bijektion auf den Eckenmengen. Wir können die Situation also so beschreiben, dass wir die Ecken \(\{ 1, \dots , 10\} \) von \(K_{10}\) so mit Kanten verbinden, dass sich ein zum Petersen-Graph isomorpher Graph ergibt. Je nachdem, wie wir das machen, ergibt sich eine unterschiedliche Adjazenzmatrix (bezogen auf die Eckenmenge \(\{ 1, \dots , 10\} \), die wir festhalten).
Angenommen, es gäbe drei Einbettungen des Petersen-Graphs als Teilgraphen von \(K_{10}\), die insgesamt alle Kanten überdecken. Wegen der zahlenmäßigen Übereinstimmung wird dann jede Kante genau einmal getroffen. Sind \(M_1\), \(M_2\), \(M_3\) die drei Adjazenzmatrizen dieser Teilgraphen, so gilt also
Außerdem sind die Matrizen \(M_i\) alle zueinander und zur Adjazenzmatrix des Petersen-Graphen (bezüglich irgendeiner fixierten Eckennummerierung) konjugiert (Bemerkung 13.13). Das bedeutet, dass \(M_1\), \(M_2\) und \(M_3\) dieselben Eigenwerte haben, und dass die zugehörigen Eigenräume dieselben Dimensionen haben, Lemma 10.7.
Sei \(M\) eine der drei Matrizen \(M_1\), \(M_2\), \(M_3\). Dann gilt:
Der Eigenraum von \(M\) zum Eigenwert \(1\) hat Dimension \(5\).
Der Eigenraum von \(M\) zum Eigenwert \(1\) ist enthalten in dem Untervektorraum
\[ U_0 := \{ (x_1,\dots , x_{10});\ \sum _{i=1}^{10} x_i = 0 \} \]von \(\mathbb Q^{10}\).
zu (1). Berechne mit dem Gauß-Algorithmus die Dimension von \(\operatorname{Ker}(M - E_{10})\). Wir lassen die einfache Rechnung hier aus.
zu (2). In jede Spalte von \(M-E_{10}\) sind genau drei Einträge gleich \(1\), genau einer gleich \(-1\) (der Diagonaleintrag) und alle anderen gleich \(0\). Die Summe aller Zeilen vom \(M- E_{10}\) ist also \((2, \dots , 2)\). Das bedeutet, dass alle Lösungen \((x_1, \dots , x_{10})\) des linearen Gleichungssystems \((M-E_{10})x = 0\) auch die Gleichung
erfüllen, also in \(U_0\) liegen.
Die Eigenräume zum Eigenwert \(1\) von \(M_1\) und \(M_2\) liegen in dem \(9\)-dimensionalen Vektorraum \(U_0\), müssen sich also nicht-trivial schneiden. Sei \(x\ne 0\) ein Element des Durchschnitts. Es gilt dann \(J_{10}x=0\), weil \(x\in U_0\). Wir rechnen nun
Den gewünschten Widerspruch erhält man nun, indem man (wieder mit dem Gauß-Algorithmus) überprüft, dass der Kern von \(M_3 + 3 E_{10}\) trivial ist, also dass \(-3\) kein Eigenwert der Adjazenzmatrix des Petersen-Graphen ist.
Quelle: [ Ma ] Kap. 13; Matoušek verweist auf eine Arbeit von Lossers und Schwenk. Für ein ähnliches aber etwas komplizierteres Problem siehe auch loc. cit. Kap. 14.