E.3 Normalformen
E.3.1 Die Jordansche Normalform
Für \(\lambda \in K\), \(r\ge 1\), bezeichne mit \(J_{r,\lambda }\in M_{r}(K)\) den Jordan-Block der Größe \(r\times r\) mit Diagonaleintrag \(\lambda \) (und Einsen direkt oberhalb der Diagonalen, Nullen sonst). Wir sagen, eine Matrix \(A\in M_{n}(K)\) habe Jordansche Normalform (JNF), falls \(r_1, \dots , r_k\ge 1\) und \(\lambda _1,\dots \lambda _k\in K\) existieren, so dass \(A = \operatorname{diag}(J_{r_1, \lambda _1}, \dots , J_{r_k, \lambda _k})\) (Block-Diagonalmatrix) ist.
Sei \(A\in M_{n}(K)\) eine Matrix, deren charakteristisches Polynom vollständig in Linearfaktoren zerfällt. Dann existieren \(S\in GL_n(K)\) und \(r_1, \dots , r_k\ge 1\), \(\lambda _1,\dots \lambda _k\in K\), so dass
und die Paare \((r_1,\lambda _1), \dots , (r_k, \lambda _k)\) sind eindeutig bestimmt bis auf die Reihenfolge (auch die Vielfachheit, mit der ein Paar auftritt, ist eindeutig bestimmt).
Sei \(f\in \operatorname{End}_K(V)\), sei \(\mu \) ein Eigenwert von \(f\), und sei \(m\) die Vielfachheit der Nullstelle \(\mu \) von \(\operatorname{minpol}_f\). Der Untervektorraum
heißt der verallgemeinerte Eigenraum (oder: Hauptraum) von \(f\) zum Eigenwert \(\mu \).
Seien \(K\) ein Körper, \(V\) ein endlichdimensionaler \(K\)-Vektorraum und \(f\colon V\to V\) ein Endomorphismus.
Sei \(\operatorname{minpol}_f = \zeta \cdot \xi \) eine Zerlegung in zueinander teilerfremde normierte Polynome \(\zeta , \xi \in K[X]\).
Dann sind \(U:=\operatorname{Ker}(\zeta (f))\) und \(W:=\operatorname{Ker}(\xi (f))\) invariante Untervektorräume von \(V\). Weiter gilt:
\(U = \operatorname{Im}(\xi (f))\), \(W=\operatorname{Im}(\zeta (f))\),
\(V = U\oplus W\),
\(\operatorname{minpol}_{f_{|U}} = \zeta \), \(\operatorname{minpol}_{f_{|W}} = \xi \).
Aus diesem Satz ergibt sich im trigonalisierbaren Fall induktiv die Zerlegung in verallgemeinerte Eigenräume.
Sei \(f\in \operatorname{End}(V)\), \(\chi =\operatorname{charpol}_f\), und \(\chi \) zerfalle vollständig in Linearfaktoren. Seien \(\mu _1, \dots , \mu _s\) die Eigenwerte von \(f\) (\(\mu _i\) paarweise verschieden). Sei \(\tilde V_i\) der verallgemeinerte Eigenraum von \(f\) zum Eigenwert \(\mu _i\).
Dann gilt \(V = \bigoplus _{i=1}^s \tilde V_i\) und \(\dim \tilde V_i = \operatorname{mult}_{\mu _i}(\operatorname{charpol}_f)\).
Sei \(f\in \operatorname{End}(V)\) ein Endomorphismus, dessen charakteristisches Polynom vollständig in Linearfaktoren zerfällt. Dann existieren eindeutig bestimmte Endomorphismen \(D\) und \(N\) von \(V\) mit den folgenden Eigenschaften: \(D\) ist diagonalisierbar, \(N\) ist nilpotent,
Ferner existieren Polynome \(p_d, p_n \in K[X]\) mit Absolutterm \(0\), so dass \(D=p_d(f)\), \(N=p_n(f)\).